Autor: Alexander Christian
Crange verpasst nur knapp die Vier-Millionen-Marke
Crange verpasst nur knapp die Vier-Millionen-Marke
Bis zum Sonntagabend werden 3,8 Millionen Besucher auf dem größten Volksfest in NRW erwartet. Schausteller-Chef Patrick Arens: „Nach dem verregneten Start wurden die Wochentage einfach zu Samstagen und Sonntagen gemacht.“
Kirmesdezernent Dr. Frank Burbulla schließt sich der Einladung an Heidi Klum an
„Crange lebt!“ Dieses Fazit zogen am Sonntagmittag Schausteller, Organisatoren sowie Hilfs- und Rettungskräfte zur Cranger Kirmes 2023. Etwa zwölf Stunden vor dem Ende des Rummels am Rhein-Herne-Kanal waren die Wetterkapriolen der ersten fünf von elf Kirmestagen vergessen. Bis in die Nacht von Samstag auf Sonntag hatten, so die veranstaltende Stadt Herne und die Polizei, 3,4 Millio-nen Gäste das größte Volksfest in NRW besucht. Die meisten Menschen, nämlich 475.000, waren am zweiten Kirmes-Freitag auf dem Platz. Wenn am Sonntag um Mitternacht die letzte Karussellfahrt en-det, die letzten Mandeln geröstet sind, sollen es 3,8 Millionen Menschen gewesen sein. Trotz dieser hohen Zahl an Besuchern sprachen Polizei, Feuerwehr und das DRK von einer „sehr ruhigen Kirmes“, die Einsatzzahlen lagen in etwa auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.
„Eine Kirmes voller Höhepunkte“ nannte Kirmesdezernent Dr. Frank Burbulla die 539. Auflage. Dazu gehörten für ihn die offizielle Eröffnung mit dem NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und seiner Stellvertreterin Mona Neubaur, der Auftritt von Schlagerstar Michelle, der große Festumzug mit ca. 4.000 Teilnehmenden und 150.000 Schaulustigen am Straßenrand, die vier Hochzeiten im Bellevue-Riesenrad, aber auch die – nicht nur wetterbedingt – gut angenommenen Indoor-Veranstaltungen wie das ausver-kaufte „Schlagerherz“ in der Cranger Festhalle. Auffällig: „Es waren wieder mehr Familien und auch älte-res Publikum auf dem Platz. Im letzten Jahr hatten sich diese beiden Gruppen coronabedingt etwas zurückgehalten“, so Burbulla. Verbunden mit einem riesigen Dank an die Anwohner für deren Geduld, Gelassenheit und Verständnis lud der Kirmesdezernent dann zur Cranger Kirmes 2024 ein, die am Donnerstag, 1. August, beginnen wird. Vielleicht mit einem ganz besonderen Stargast, denn Frank Burbulla schloss sich am Sonntag der von der neuen NRW-Kirmeskönigin Pauline I. ausgesprochenen Einladung an Heidi Klum „sehr gerne an. Sie muss ja nicht unbedingt singen, das könnte ja ihr Ehemann“.
Kirmes-Chef Werner Friedhoff, in Herne Leiter des Fachbereichs Öffentliche Ordnung, freute sich über die „rundum gelungene Organisation“. Positiv sei die Zusammenarbeit mit Schaustellern und den Rettungskräften gewesen, „da wir uns auf Augenhöhe begegnen“. Einziges Manko: „Uns fehlen Parkflächen im Umfeld, sowohl für die Besucher als auch für die Schaustellenden. Das ist und bleibt das größte
Problem unserer Kirmes. Da sind wir gefordert und müssen Lösungen finden.“ Friedhoff setzt dafür un-ter anderem auf die Planungen für den Umbau des Geländes an der Franzstraße, wo befestigte Flächen für Schausteller und Besucher entstehen sollen. Bei den Fahrgeschäften wurden, so der Kirmes-Chef, alle vier Neuheiten besonders gut angenommen. „Hoch im Kurs standen aber auch das Looping-Karussell Infinity dank eines hervorragenden Standplatzes und der Ausschank-Betrieb Traber, der ebenfalls erstmals an einem neuen Ort auf der Kirmes zu finden war.“
„Ein Fest für die ganze Familie“
Patrick Arens, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schausteller und Marktkaufleute e.V., sprach von einer friedfertigen und positiven Stimmung sowie „einem Fest für die ganze Familie“. Vor allem der zweite Teil der elf Kirmestage habe für stabile Umsätze gesorgt, denn „nach dem verregneten Start ha-ben die Crange-Besucher die Wochentage einfach zu Samstagen und Sonntagen gemacht“. Überhaupt seien für die Schaustellenden die Besucher das zentrale Element „auf Crange“: „Wir brauchen keine Heidi Klum. Crange lebt von Menschen, nicht von Promis.“
Polizei, Feuerwehr und DRK
Polizei, Feuerwehr und DRK zogen am Sonntagmittag ebenfalls Bilanz und sprachen von einer „ruhigen Kirmes mit einer guten bis sehr guten Stimmung“, so 1. Polizeihauptkommissar Roland Werfel, Leiter der Wache Wanne-Eickel. Die Polizei zeigte starke Präsenz auf dem Platz und notierte dabei „ganz leicht er-höhe Einsatzzahlen“ im Vergleich zu 2022. Diese hatte auch die Feuerwehr, „aber ausschließlich Routine“, sagte Benjamin Grunau von der Berufsfeuerwehr Herne. Ihr größter Einsatz sei das Abpumpen des Schausteller-Standplatzes an der Franzstraße gewesen. Diesen hatten die starken Regenfälle unter Wasser gesetzt. Geringere Einsatzzahlen als in 2022 verzeichnete das DRK. Acht Kinder, die auf dem Gelände plötzlich vermisst wurden, wurden wieder mit ihren Familien vereint, „auch dank der auf der Kirmes verteilten Armbänder, auf denen die Telefonnummer von Mutter oder Vater stehen“, freute sich Benedikt Harting, Wachleiter beim DRK.
Abschlussfeuerwerk
Das Abschlussfeuerwerk am heutigen Sonntag, 13. August, kann ab 22.30 Uhr wie geplant steigen. Es dauert ebenso wie das Eröffnungsfeuerwerk rund eine Viertelstunde. Die Cranger Kirmes 2023 endet am heutigen Sonntag um Mitternacht.
Cranger Kirmes 2024
Die nächste Cranger Kirmes lädt vom 1. bis zum 11. August 2024 ein. Die offizielle Eröffnung ist für Freitag (2. August) geplant.

3,8 Millionen Menschen sollen bis Sonntag um Mitternacht auf dem größten Volksfest in NRW gewesen sein und erfreuten sich unter anderem am Wellenflieger und dem Bellevue-Riesenrad. Foto: Stadtmarketing Herne, Isabel Diekmann

Die Cranger Kirmes aus der Luft: Der Rummel am Rhein-Herne-Kanal wurde in diesem Jahr von einem Reiseportal zum beliebtesten Volksfest in Deutschland gekürt.
Drohnen-Foto: Stadtmarketing Herne, Markus Reddig

Unter den 50 Fahr- und Laufgeschäften gab es auf dem elf Hektar großen Cranger Kirmes-Festplatz vier Neuheiten, darunter der „Escape“ (Vordergrund) sowie der „Airwolf“. Sie zogen wie die beiden anderen Crange-Premieren, die Laufgeschäfte „Villa Wahnsinn“ und „Geister-Villa“, viele Besucher an.
Foto: Stadtmarketing Herne, Björn Koch

Der Regen machte den Schaustellern vor allem in der ersten Hälfte der elf Kirmestage zu schaffen.
Foto: Stadtmarketing Herne, Björn Koch
Kirmeskalender sorgt für Spenden in Höhe von 13.000 Euro
Kirmeskalender sorgt für Spenden in Höhe von 13.000 Euro
Leo-Club Wanne-Eickel „Dickköppe“ übergibt je 6.500 Euro an das Frauenhaus und an die DLRG. Die „Wartezeit auf Crange“ wird es auch 2024 wieder geben
Nein, gewinnen konnte nicht jeder Käufer eines Cranger Kirmeskalenders. Immerhin wurden ca. 3.600 Exemplare verkauft, da gingen bei 150 Preisen natürlich einige auch leer aus. Aber zwei Hauptgewinner gab es allemal: das Herner Frauenhaus und die Ortsgruppe Wanne-Eickel der DLRG. Beide Organisationen erhielten je 6.500 Euro aus dem Reinerlös des Kalenderverkaufs, der wie ein Adventskalender mit 24 Törchen das Warten auf die tollen Tage am Rhein-Herne-Kanal verkürzt. Organisiert wird die Aktion vom Leo-Club „Dickköppe“ Wanne-Eickel, der im kommenden Jahr sein 20. Bestehen feiert. „Und dann, das versprechen wir jetzt schon, wird es eine weitere Auflage des Kirmeskalenders geben“, sagte Michael H. C. Klein bei der Übergabe der Hauptpreise im Biergarten „Zum Ritter“ mitten auf dem Kirmesplatz. Die „Dickköppe“ Michael H. C. Klein, Vanessa Kloos und Hendrik Bade wurden dabei von Torsten Biermann, Präsident des Lions-Clubs Wanne-Eickel, begleitet. Der Patenclub der eigenständigen Leos, dem Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren angehören, unterstützt seit Jahren die Kalender-Aktion.
Für das Frauenhaus nahm Beate Kaupen den Scheck („Was für eine tolle Summe“) entgegen: „Davon werden wir Fahrräder kaufen und Fahrradkurse, eventuell in Kooperation mit dem ADFC, anbieten. So können wir für mehr Mobilität der Frauen und Kinder, die bei uns wohnen und leben, sorgen.“ Kurse will auch Michelle Fauville anbieten. Die Ausbildungsleiterin für Nicht- und Rettungsschwimmer bei der DLRG: „Wir freuen uns sehr über diese großartige Spende. Zum einen bezahlen wir davon Kursgebühren, denn ein Kurs, der zehn Stunden dauert, reicht vielen Kindern nicht. Zum anderen kaufen wir Material für unsere Kurse im Wananas, in der Görresschule oder in der Hans-Tilkowski-Schule.“
Wer seinen Preis bei der Übergabe nicht persönlich in Empfang nehmen konnte, kann dies in der Ruhr-Apotheke von Dr. Robert Sibbel am Buschmannshof nachholen. Preise, die mit der Cranger Kirmes in Verbindung stehen (Bummel- und Schlemmerpässe, Kirmespakete), müssen allerdings bis zum Samstag (12. August) abgeholt werden – sie gelten natürlich nur für den diesjährigen Rummel und können nicht bis ins nächste Jahr aufgespart werden.

Spendenübergabe auf dem Kirmesplatz: Beate Kaupen (2. von re.) und Michelle Fauville (2. von li.) mit den „Dickköppen“ Michael H. C. Klein, Vanessa Kloos und Hendrik Bade (re.). Foto: Stadtmarketing
Pauline I. ist die neue Kirmeskönigin für NRW
Pauline I. ist die neue Kirmeskönigin für NRW
Die 25. NRW-Kirmeskönigin ist die erste mit Wurzeln im Schaustellergewerbe. Die Familie der 20-jährigen Pauline Schäfer ist stolz darauf, bereits in der siebten Generation Schausteller zu sein
Gestern dankte, wie es die Tradition verlangt, am letzten Donnerstag einer Cranger Kirmes die NRW-Kirmeskönigin ab. Melina I., die mit „bürgerlichem“ Namen Melina Wilmsen heißt, gab ihr hohes Amt an ihre Nachfolgerin ab. Die Entscheidung für Pauline I. wurde am Donnerstagabend im Ausschankbetrieb „Zum Ritter“, direkt am Rhein-Herne-Kanal, bekanntgegeben. Begleitet wurde die Wahl der neuen NRW-Kirmeskönigin von einem musikalischen Rahmenprogramm. „Vor genau 25 Jahren wurde die erste NRW-Kirmeskönigin auf Crange gewählt“, so Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds e. V. Vorbild seien die Weinköniginnen in der Pfalz oder Rheinhessen gewesen. Pauline I. tritt nun für die nächsten zwölf Monate als Repräsentantin aller Volksfeste in Nordrhein-Westfalen auf. Zu ihren Aufgaben gehören Eröffnungen, Rundgänge mit Kindern aus sozialschwachen Familien und der Auftritt bei der Verleihung des Goldenen Kirmespferdes.
Pauline I. kommt aus Schwerte an der Schwelle zum Ruhrgebiet und kennt alle Rummelplätze in diesem Land. „Die repräsentativen Aufgaben, die das Amt der Kirmeskönigin mit sich bringt, sind für mich schon deshalb praktisch, weil wir mit der Familie auf vielen Plätzen vor Ort sind“, freut sich die NRW-Kirmeskönigin auf ihre Amtszeit. „Ein bisschen habe ich es mir immer schon gewünscht, einmal Kirmeskönigin zu sein. Mein Opa war ein großer Förderer und hat immer die Jugend an das Schaustellergewerbe herangeführt.“ Wortgewandt ist Pauline ohnehin, schließlich gehört es zu ihrer Arbeit, im Familienbetrieb am Voodoo Jumper zu rekommandieren. Ihre Familie steht zurzeit u.a. mit zwei Fahrgeschäften auf dem Kirmesplatz am Rhein-Herne-Kanal, mit dem Shake ’n’ Roll und dem Voodoo Jumper.
Ihr erster Live-Auftritt ist im Rahmen der heutigen 45-minütigen Live-Sendung „Lokalzeit live“ ab 20.15 Uhr im WDR-Fernsehen geplant. Später stehen u.a. die große Schützenkirmes in Neuss an, wo sie an der Spitze des Festumzugs mitfährt, und schließlich der Saisonabschluss bei der Allerheiligenkirmes in Soest.

Die gestern auf der Cranger Kirmes inthronisierte Kirmeskönigin Pauline I. bei ihrem ersten Pressetermin vor dem Fahrgeschäft „Shake ’n’ Roll“. Foto: Stadtmarketing Herne, Alexander Christian.